Natürlich dürfen Sie sich in einer Demokratie wie Deutschland frei eine eigene Meinung und einen Willen bilden. Aber wie steht es mit den Voraussetzungen dafür?
Dass Bildung seit Jahrzehnten weniger auf Selbstbefähigung zum eigenen Denken abzielt, sondern eher auf das Nachbeten vorgegebener Muster ist die eine Sache. Die andere ist die alltägliche, durchaus freundliche Ansprache an den Einzelnen, sich doch in Meinung und Verhalten der guten Sache, den richtigen Leuten, der Gemeinschaft anzuschliessen. Kontrolle, ausgehend von Regierungen wie von Konzernen, erfolgt heute immer weniger durch Zwang und Drohungen, die schnell Frust und Widerstand hervorrufen können. Konformität wird viel effektiver durch positiven Animieren, Locken und Appellieren an unsere menschlichen Bedürfnisse und Wünsche erreicht, so dass wir nicht mehr genau sagen können, wo genau unsere freier Wille und unsere eigene Sicht aufhören und wo Manipulation von Aussen anfängt. Wen diese scheinbar freundliche Machttechnik genauer interessiert, dem sei das kurze aber präzise Buch Psychopolitik des Philosophen Byung-Chul Han sehr ans Herz gelegt.
Ein konkretes und aktuelles Beispiel wie das funktioniert und wie sich Haltungen in einer medial durchzogenen Gesellschaft oft eben nicht selbstständig und eigendynamisch gestalten, lässt sich hier bei Gunnar Kaiser nachlesen: https://kaisertv.de/2021/02/03/das-wef-empfiehlt-mit-angst-und-schuld-die-impfbereitschaft-steigern/
Wenn Ihnen demnächst Ihr Lieblingsmusiker oder der nette Herr Hirschhausen erklären, wie großartig die Impfung sei, dann mag Sie das so sehr empören wie enttäuschen. Der Grad zwischen gut gemeint und sich gemein machen der Werbetreibenden ist ein schmaler und das schnelle Verurteilen dieser Personen vielleicht auch etwas selbstgerecht. Gerade deswegen ist das Spiel so wirksam.