Bereits seit Anfang der 90er gab es immer wieder Ansätze, das Internet als Plattform zur Synergiegewinnung zu nutzen. Wer erinnert sich nicht an letsbuyit, wo sich in der Werbung Ameisen zu Einkaufsgemeinschaften zusammentaten, um günstigere Preise zu erzielen? Ich glaube, das war damals meine erste richtig schlechte Erfahrung mit Aktien. Oder my-hammer, wo Auftraggeber ihre Projekte einstellen und Handwerker Angebote machen können. Ob Ferienhausvermietung oder Sprachunterricht, ob Auktionen oder Handelsplattformen, es gibt mittlerweilen zahlreiche derartige Beispiele und ich habe keine Zweifel, dass sowohl auf Anbieter- wie auch Auftragsseite ein ordentlicher Nutzen entstehen kann. Anbieterseitig wird u.a. der Marketing- und Akquiseaufwand drastisch reduziert, auftraggeberseitig profitiert man von höherer Transparenz, insbesondere in Sachen Preisvergleichbarkeit. Viele Plattformen bieten - zusätzlich zur Vermittlungsfunktion - noch eine ganze Reihe von Zusatzservices, etwa das Schalten von Anzeigen, Bezahlfunktionen, Zufriedenheitsrankings und und und.
Der Spaß hört aber auf, wenn sich auf Seiten der Plattformen monopolartige Strukturen herausbilden, die Aufgrund ihrer marktbeherrschenden Stellung in die Lage versetzt werden, die Preise für die Teilnahme an der Plattform in die Höhe zu treiben unter gleichzeitiger Abnahme der Servicequalität und der Innovation. Die Anbieterseite wird nach und nach immer abhängiger von der Verfügbarkeit der Plattform(en) und läuft Gefahr, einige Teilkompetenzen, die nicht mit der direkten Wertschöpfung zu tun haben, zu verlieren. Zwar ist der Aufbau eigener Plattformen in der Zwischenzeit dank entsprechender Baukästen einfacher geworden, trotzdem bestehen Tendenzen des Missbrauchs von Marktmacht durch die eine oder andere Plattform.
Eine weitere Zeiterscheinung besteht darin, dass formale Anforderungen und Bürokratieaufwand nicht selten derartige Ausmaße annehmen, dass der einzelne Unternehmer damit überfordert wird, keine wirkliche Wahlfreiheit mehr besteht und die Abhängigkeit von Plattformen weiter steigt.
Zudem kann die hohe Preistransparenz dazu führen, dass dieses Kriterium die Auswahlprozesse dominiert. Es gerät also schlimmstenfalls gleichzeitig der Preis eines Service unter Druck und die an die Plattform zu entrichtenden Kosten erreichen ungerechtfertigt hohe Anteile. Was dann gerade für den kleinen Einzelunternehmer übrig bleibt, kann erschreckend wenig sein.
Und leider hat sich auch auf diesem Bereich gezeigt, dass Europa in wichtigen Bereichen weder US-amerikanischen noch chinesischen Plattformen viel entgegenzusetzen hat. Verfolgt "Europa" vielleicht die falschen Ziele oder liegt es - mal wieder - an der fehlenden gemeinsamen Sprache?
Ist da am Ende nicht der Verbraucher selbst schuld, wenn er alles so billig wie möglich haben möchte. Ich habe als Kind schon gelernt : billig eingekauft ist 2x gekauft... Und am Ende wird es immer teurer